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Fränkischa Gschichtla und Bildla Dadnschudz
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Eine Bemerkung vorneweg.
Es sind wahre Geschichten, die hier erzählt werden..
Damit sich niemand erkannt oder vorgeführt fühlt, heissen in meinen Schmunzelgschichtla alle "Hauptdarsteller" Görch.


Der gutgläubige Görch

Auf Gottes fränkischem Boden gedeihen allerhand Pflanzen, Gewächse, Getier und auch Menschen. Schaut man sich diese Menschen einmal genau an, dann bemerkt man ihre Unterschiede, die sich nicht nur in ihrem Aussehen ausdrücken, sondern auch in ihrem Wesen, ihren kleinen Eigenarten und Besonderheiten.

Jeder Mensch ist anders und somit ein unverwechselbares Unikat und trotzdem hört man in unserer Zeit oft den Satz: "So richtige Originale wie früher gibt's doch heute gar nicht mehr!"

Da mag etwas Wahres dran sein. So ein echtes altes Original, ein Vertreter einer aussterbenden Rasse, war der Görch. Der Görch, der mit richtigem Namen eigentlich Georg hiess, war ein bodenständiger Mensch, den man zu vielem brauchen konnte und der einem jeden auch jederzeit hilfsbereit mit Rat und Tat zur Seite stand. Gerade deshalb war er werktags meist in seiner blauen Latzhose unterwegs, denn es gab überall etwas für ihn zu tun und mit anzupacken.

Der Görch war auch ein gläubiger Mann, oft ein bisschen zu gutgläubig und naiv, was ihm im Laufe seines Lebens manchen Spott und Hänseleien einbrachte. Als gläubiger Christ war es für ihn selbstverständlich am Sonntag die heilige Messe in der Dorfkirche zu besuchen und, da man ja schon mal unterwegs war, nach dem Kirchenbesuch "notgedrungener Maßen und äusserst widerwillig" einen Frühschoppen im Gasthaus einzuläuten, während die Frau Gemahlin zuhause für das sonntägliche Mittagessen sorgte.

Nicht selten bekam der Priester zu hören: "Herr Pfarrer, predigen sie fei heid net so lang, dass der Frühschoppen nicht zu kurz wird!"

Denn dass man das richtige Quantum Bier z'sammbrachte war schon sehr wichtig. Keinesfalls sollte es zu wenig und man noch durstig sein, wenn der Herr des Hauses um 12 Uhr zum Mittagessen daheim sein musste.

Beim Frühschoppen gab es am Stammtisch immer allerhand zu erzählen. Die Ereignisse der vergangenen Woche, die Fussballergebnisse, das politische Geschehen wurden ausgiebig besprochen und geratscht wurde über dies und das. Wie schon erwähnt war unser Hann etwas zu gutgläubig und so war es für die Stammtischbrüder immer eine besondere Freude, wenn sie ihm eine Story "aufsaal'n", sprich eine astreine Lüge glaubhaft vermitteln konnten.

So auch an einem Sonntag, als der Karl anfing von den Wartungsarbeiten an seinem "Bulldog", im preussischen meist als Traktor bezeichnet, zu erzählen. Alle spitzten die Ohren, vor allem unser Görch, der ja immer alles und vor allem genau wissen wollte, während andere sich schon zuzwinselten (zuzwinkerten ) und sich schmunzelnd gegenseitige Blicke zuwarfen. Jedenfalls musste am Bulldog aus dem Kühler das Glysantin, ein Mittel zum Kühler- und Frostschutz, abgelassen werden. Der Karl liess es in eine Schüssel laufen und stellte sie ohne gross drüber nachzudenken einfach neben dem Fahrzeug im Hof ab. Diese Schüssel sahen aber seine Enten und dachten, ihre Herr und Meister habe ihnen etwas zum Trinken hingestellt. Und so soffen die Enten die Schale mit dem Frostschutzmittel aus.

Die Entlein aber wurden, wie schon seit Tagen geplant, am nächsten Tag geschlachtet, so erzählte der Karl weiter, und jetzt würden sie im Gefrierschrank nicht einfrieren und müssten dringend unters Volk gebracht und gegessen werden. Seine Frage an die Runde und ganz speziell den Görch:
"Wisst ihr denn keinen, der eine geschlachtete Ente braucht?

Görch, kannst du nicht mal deine Arbeitskollegen im Betrieb fragen, ob sie eine frisch geschlachtete Ente brauchen können?"

Hilfsbereit wie der Görch war, schilderte er am nächsten Montag in seiner für ihn typischen langsamen und behäbigen Sprechweise seinen Kollegen den etwas verzwickten Fall:

"Mei Nochber Ko'l hodd ve sei'm Bulldog en Frosdschudz ougeloss'n. Den ho'm die Endla g'suffn. Jedzd g'frier'n sie na nier ei. Suviel End'n ko re su schnell obe nier verbrauch'. Brauchd denn kanner vo euch a End'n zum Broud'n?"

Die Kollegen wussten natürlich sofort, dass der Görch wieder mal reingelegt worden war und feixten sich eins. Nur unser gutgläubiger Görch merkte immer noch nicht, dass man ihn wieder einmal verarscht hatte.

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